Bei Gengler und in sonstigen älteren Darstellungen lesen wir immer wieder, dass „der Vogel“ durch die Stadt getragen wurde, und dass „der Vogel“ abgeschossen wurde. Auf Bildern der neueren Zeit sehen wir dann plötzlich, dass zwei Vögel herumgetragen werden. Und wenn wir uns beim Schießen umsehen, stellen wir fest, dass sogar auf drei verschiedene Vögel geschossen wird. Hier sind also im Laufe der Zeit einige Veränderungen eingetreten.
Angefangen hat es 1931. Das Kaliber .22 lfb hat den Schießsport wesentlich verbilligt und damit den Schießsport Bevölkerungskreisen zugänglich gemacht, für die dieser Sport vorher aus finanziellen Gründen verschlossen war. Die Folge war, dass sich in dieser Disziplin ein eigenes Vogelschießen etablierte. Fortan wurden zwei Vögel beschossen.
Nach dem Krieg wurde das Kaliber .22 für den Schießsport das bevorzugte Kaliber. Es wurde nur noch ein Vogel mit dem neuen Kaliber beschossen. Aber schon 1956 wurde für die Jugend ein eigenes Vogelschießen eingerichtet. Dieser zweite Vogel wurde ebenfalls mit durch die Stadt getragen.
Mit der Verschärfung des Waffenrechtes nach der Jahrtausendwende wurde Jugendlichen bis 15 Jahren der Schießsport mit KK-Waffen und damit die Teilnahme am Vogelschießen untersagt. Ab 2009 wurde deshalb ein Vogelschießen mit Luftgewehr auf einen Sperrholzvogel eingerichtet. Inzwischen werden also drei Vögel beschossen.
Betrachtet man die Bilder, fällt auf, dass der Vogel, der in den 30er Jahren mit KK beschossen wurde, wesentlicher kleiner war, als der Hauptvogel. Die Vögel der Nachkriegszeit entsprechen dem Hauptvogel der 30er-Jahre, obwohl beide „nur“ mit KK beschossen werden. Auffällig ist, dass die Träger des Jungvogels keine Zielerkleidung tragen. Zur Pflege und zum besseren Verständnis der Tradition wäre es wünschenswert, wenn auch die Träger des Jungvogels in Zukunft das Zielerkostüm tragen würden.
Unser langjähriger Vogelbauer Volker Dumhard mit seiner Spezialkonstruktion für das LG-Schießen der Schüler, Sperrholzvogel mit Aluminium-Rumpf, Spannweite 45 cm.
