Kette des Vogelkönigs
Inschrift: Gestiftet von Ch(ristiana) Fischer Witw. 1846. Der Adler, das älteste Teil an der Kette, wurde ursprünglich an einem grünen Seidenband getragen. Er ist heute falsch, mit der Rückseite nach vorne an die Kette montiert. Er müsste nach heraldisch rechts blicken. Obwohl Erlangen schon 40 Jahre zu Bayern gehörte, wurde der Adler mit dem preußischen Hoheitszeichen, dem Hohenzollernschild, heute auf der Rückseite des Adlers, geschmückt. Die Kette stiftete Franz Löslein, Vogelkönig 1911.
Der Vogelkönigsorden
Karl Moosburger schreibt in seiner Chronik der Jahre 1920 – 1978, dass am 14.12.1923 der Vogelkönigsorden gestiftet wurde. Gleichzeitig vermerkt er, dass die Schützengesellschaft für die armen Kinder Erlangens den drei Pfarrämtern zu Weihnachten zusammen 100 Rentenmark übergab. Wir müssen uns vergegenwärtigen: Das Jahr 1923 war das schlimmste Nachkriegsjahr, das vom Volk soeben überstanden worden war. Die (Papier)mark, mit der Arbeiter entlohnt worden waren und die der kleine Sparer zur Sparkasse Erlangen getragen hatte, war vom Januar 1923 bis zum 15. November 1923 auf 1/60.000.000 (in Worten: ein 60 Millionstel!) ihres Wertes gefallen. Um eine Ware im Wert von 1.000 Reichsmark Wert 1.1.1923 (damals etwa 1 Maß Bier) am 15.11.1923 zu kaufen, musste der Besucher des Waldschießhauses 60.000.000.000 (60 Milliarden) Reichsmark hinlegen.
Die ab November 1923 geschaffene Rentenmark entsprach 1.000.000.000.000 (=1 Billion) Reichsmark. Dass unter solch schwierigen Lebensumständen noch Geld für die Unterstützung armer Kinder aufgebracht werden konnte und dazu noch jemand einen Gedanken daran verschwendete, einen Orden für die Vogelkönige zu stiften, liegt außerhalb meiner Vorstellungskraft. Das damalige Agieren der Gesellschaft ist nur damit zu erklären, dass mindestens ein Teil der Mitglieder in wirtschaftlichen Verhältnissen lebte, die es ihnen ermöglichten, die katastrophalen Zustände der Inflationszeit ohne größere Schwierigkeiten zu überstehen. Ein Gesichtspunkt, der die interessante Frage nach der soziologischen Zusammen-setzung der Gesellschaft aufwirft. Wer sich in großen Notzeiten Gedanken um die Not anderer machen kann, dem kann es selbst nicht ganz so schlecht gehen.
In den fast einhundert Jahren seit seiner Stiftung, hat der Vogelkönigsorden einige Veränderungen erfahren, die nicht alle als „zufällig“ anzusehen sind. So ist es nicht verwunderlich, dass der Orden des Jahres 1923, fünf Jahre nach dem Ende der bayerischen Monarchie, an keiner Krone, sondern an einer grünen Schützenkokarde hängt. Anders die nach dem 2. Weltkrieg ausgegebenen Ordens-dekorationen. Dass Bayern einst Königreich war, ist längst vergessen, der Orden des Vogelkönigs kann problemlos an eine Krone gehängt werden. Eine Besonderheit des Ordens des 1. Schützen-meisters Josef Steger, der sich zum „Oberschützenmeister“ beförderte: seine Ordensdekoration wurde mit zusätzlichem Eichenlaub geschmückt.